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Kann ich noch mit dem Boot in den Zug?

Veröffentlicht

Der gute alte Gepäckwagen ist Geschichte. Wie geht's also weiter mit dem Transport von Booten in den Zügen der RhB?

Kurz gesagt:

  • Die neuen Züge bieten weniger Platz für Sportgeräte und Gepäck. Schon mit wenigen Booten kann's schwierig werden.
  • Wir Paddler:innen müssen Sorge tragen, dass uns der Bootstransport weiter erhalten bleibt. Dazu müssen die unten beschriebenen Regeln unbedingt eingehalten werden.

Die Pilotphase 2024

Im Herbst 2023 gab es Gerüchte, der Bootstransport würde eingestellt. Das ist nicht der Fall. Aber ob auch in Zukunft Boote mit der RhB transportiert werden können, ist noch nicht gesichert.
Die Entscheidung liegt massgeblich in Paddler-Händen.

Die Rhätische Bahn ist bestrebt, den Bootstransport auch in den neuen Zügen weiter zu ermöglichen. Sie ist aber nicht verpflichtet Boote mitzunehmen, im Gegensatz etwa zu Velos.

Die Krux liegt beim fehlenden Gepäckwagen, in dem Paddler:innen praktisch alleine waren. In den neuen Zügen gibt es für Gepäck nur noch Multifunktions-Abteile. Diese sind gedacht für Kinderwagen, Velo, Ski, sonstiges Sportgerät und grosse Koffer. Zudem sind da Klappsitze, die bei vielen Fahrgästen beliebt sind. Man trifft somit meistens auf deutlich weniger Platz als früher. Das Einsteigen braucht mehr Umsicht und somit unter Umständen mehr Zeit.

Dabei sieht die Bahn die Gefahr, dass der Bootstransport eine inakzeptable Menge von Verspätungen sowie Konflikte mit anderen Gästen oder gar deren Gefährdung zur Folge haben könnte.

Wir Paddler glauben, dass mit geeigneten Massnahmen diese Gefahr auf ein akzeptables Mass beschränkt werden kann.

Nach Gesprächen und Tests von Bahn und Wassersportlern wurde beschlossen, über die Paddel-Saison 2024 einen Pilotversuch druchzuführen um festzustellen, welche Auswirkungen der Bootstransport in den neuen Zügen tatsächlich hat.

Die Pilotphase und ihre regelmässige Auswertung wird ausgearbeitet und laufend ausgewertet von einer Arbeitsgruppe der RhB und Wassersportlern, vertreten durch die Kanuschule Versam und den Kanuclub Chur.

Die Erkenntnisse aus der Pilotphase entscheiden, ob der Bootstransport wie von der RhB anfänglich angekündigt beendet wird, oder ob und wie er weiterhin möglich sein wird.

Die zu erreichenden Ziele:

  • Möglichst keine Verspätungen durch den Bootstransport
  • Keine Störung und Gefährdung anderer Benutzergruppen
  • Keine Beschädigungen im Zug

Boote im Gepäckwagen und im Capricorn-Zug

Das sind die Vorgaben

  • Bei Platzmangel kann das Zugpersonal den Transport von Booten ablehnen, genauso wie bei Velos etc.
  • Boote müssen im Zug zwingend gesichert werden.
  • Maximallänge 2.7m stehend resp. 3.5m liegend.
  • Boote sind nur an den vorgesehenen Stellen erlaubt, Flucht- und Laufwege dürfen nicht versperrt werden.

Quelle: rhb.ch/kanu

Umsetzung der Vorgaben

  1. Als erstes ist der begrenzte Platz zu bedenken. Theoretisch passen in einen komplett leeren Zug 30 Boote. Praktisch wird's oft schon mit fünf bis zehn Booten schwierig.
    Das heisst: Wer auch zu Stosszeiten sicher sein will dass der Shuttle pünktlich klappt, nimmt den Zug nur noch fürs Auto verstellen. Das gilt für grössere Gruppen auch zu Randzeiten.
  2. Wer mit einem Boot in den Zug einsteigt, muss informiert sein, wo und wie die vorgeschriebene Sicherung des Bootes effizient möglich ist. Details siehe weiter unten.
  3. Am Bahnhof wird es notwendig, dass sich alle Paddler, auch über verschiedene Gruppen hinweg, schon vor Zugseinfahrt absprechen. Wer steigt wo ein, wer steigt unter Umständen nicht oder nur ohne Boote ein?
  4. Auch schon bei vier Booten verteilt man sich besser auf mindestens zwei, besser mehr Abteile. 

Wo im Zug hat's potenziell Platz?

Ein Zug besteht meist aus acht Wagen, aufgeteilt auf zwei gleiche Zugteile à vier Wagen.
(Im nächsten Kapitel wird erklärt wo ersichtlich ist ob der kommende Zug kleiner oder grösser ist).

Darstellung Platzverhältnisse im Capricorn Zug

Für typische Wildwasser Boote sind die beiden unterschiedlichen Multifunktionsabteile geeignet.
Velohaken befinden sich vorwiegend auf einer Seite, so dass auf der anderen Seite oft Platz für Boote vorhanden ist, selten auf beiden Seiten.

Grosses Abteil: Boote bis 3.5m, liegend
Fahrrad- MultifunktionsabteilDas längere aber niedrigere Multifunktions-Abteil befindet sich neben dem 1. Klasse-Wagen.
Boote über 2.4m Länge müssen hier liegen. Länger als 3.5m ist nicht erlaubt, solche Boote würden in den Eingangsbereich ragen.

Kleines Abteil: Boote bis 2.7m, stehend
Rollstuhl- / Fahrrad- Multifunktionsabteil Das kleine Abteil befindet sich neben dem Triebwagen. Der Triebwagen ist von relativ weitem am Stromabnehmer erkennbar.
Achtung: Bei 2.7m Bootslänge bleibt wenig Freiraum zur Decke, vorsichtig vorgehen. Im Einstiegsbereich ist die Decke mit 2.4m niedrig wie im anderen Abteil. Nicht anstossen! 

Wo im Bahnhof soll man warten?

Zwei Punkte dazu erfährt man auf dem Fahrplan-Bildschirm und in der SBB-App:

  1. Man sieht ob wie meist eine Doppelkomposition unterwegs ist oder nur eine einzelne oder gar eine Dreierkomposition.
  2. Es wird die konkrete Anordnung angezeigt. Der Zug kann vor- oder rückwärts gefahren kommen und die Zugteile können gemischt vor- und rückwärts stehen.

infoscreen-app

Am einfahrenden Zug sind der 1. Klasse Wagen und der Triebwagen mit Stromabnehmer gut erkennbar. Das lange Abteil liegt neben der 1. Klasse, das hohe Abteil neben dem Wagen mit Stromabnehmer.

Eine Doppelkomposition ist rund 150m lang. Sie belegt einen Grossteil des Bahnhofs. Man muss sich vorab aufteilen, um schnell bei den verschiedenen Türen zu sein.
Das folgende Bild zeigt die Halteposition in Reichenau, in Relation zur Unterführung.Doppelkomposition-in-Reichenau

Somit wartet man am besten:

  • In Reichenau ein gutes Stück hinter der Unterführungs-Rampe und nahe dem Treppen-Ende zu warten.
  • In Trin am Ende der Verlade-Rampe und am Ende vom Parkplatz beim Info-Bildschirm.
  • In Versam

Boote sichern

Zur Sicherung eignet sich am besten ein Spanngurt von 3.5 bis 5m Länge. Wurfsack etc. sind nicht wirklich geeignet, man ist zu langsam damit.

Sichern stehender Boote

Besonders stehende Boote müssen umsichtig gesichert werden, da sie beim Fallen gefährlich werden.
Die Vorschrift: Jedes einzelne Boot muss über die Fahrrad-Stange gesichert werden. Es muss durch einen Bootsgriff geschlauft werden, der relativ kurz unterhalb der Stange liegt. Ist der Griff höher oder deutlich tiefer als die Stange, kann das Boot kippen.

Sichern liegender Boote

Bei liegenden Booten gibt es einige Optionen.
Ein einzelnes Boot auf der Seite der Mittelstange kann zum Geländer am Ende oder zur Mittelstange hin gesichert werden. 

Ein Einzelnes Boot auf der Seite der Fahrradhaken muss hingegen an beiden Enden gesichert werden. Mit einem Spannset um das Geländer oder wie im Bild unten mit den Gepäckgurten im Zug.

boote-liegend-hoch Nach dem Fixieren des ersten Bootes können weitere Boote darüber gestapelt werden. Am einfachsten zurrt man mit zwei Spannsets vom untersten Boot zum Geländer. Es entsteht ein stabiles Paket, ähnlich wie man es auf dem Dachträger machen würde.

Effizientes Aussteigen

Wie es geht sieht man sehr schön im Video, am Anfang dieser Seite.

  • Die Boote schon etwas vor dem Ziel lösen.
  • Einen Teil der Boote kann ev. schon zur Ausstiegstüre gebracht werden.
  • Es hat sich gezeigt, dass man am schnellsten ist, wenn man so zusammenarbeitet, dass die Boote und Paddel separat ausgeladen werden – Boote lassen sich mit zwei freien Händen viel leichter bewegen.
  • Das klassische auf-die-Schulter-nehmen ist wegen dem knappen Platz und der niedrigen Decke unpraktisch.

Vielen Dank und gute Fahrt...
Im Zug und auf dem Fluss!

Kommentare

Linus (als Gast) sagt...

Frage zum Bild des Bhf Reichenau: was ist „vorne“ (Fahrtrichtung Ilanz) in der Darstellung? (leider kenne ich den Bhf nicht so gut um zu wissen wie die Rampe verläuft…)

toro (als Gast) sagt...

Hallo Linus. Die Treppe zeigt Richtung Ilanz, Rampe Richtung Chur.